Das Nationaal Militair Museum in Soesterberg

Das Nationaal Militair Museum in Soesterberg

Das Nationaal Militair Museum (NMM) in Soesterberg repräsentiert einen entscheidenden Meilenstein in der Pflege und Vermittlung der niederländischen Militärgeschichte. Die Einrichtung ist das Ergebnis eines strategischen nationalen Projekts, das darauf abzielte, die Sammlungen des Heeres und der Luftfahrt unter einem Dach zu vereinen und damit eine integrative, moderne Erzählung der niederländischen Streitkräfte zu schaffen.

Fusion der Sammlungen


Das NMM wurde durch die Konsolidierung der Bestände zweier voneinander unabhängiger, historischer Institutionen ins Leben gerufen: des Legermuseums in Delft und des Militärluftfahrtmuseums. Beide Vorgängermuseen stellten ihre Tätigkeiten im Jahr 2013 ein, um Platz für die neue, zentrale Einrichtung zu machen. Diese Fusion, deren erste Bauhandlung am 25. Januar 2013 stattfand, war ein bewusster Schritt zur Zentralisierung und Modernisierung der militärgeschichtlichen Darstellung. Die Verpflichtung, das gesamte Spektrum der Streitkräfte – Land, See und Luft – gleichberechtigt zu behandeln, durchbrach die traditionelle Silo-Struktur der militärhistorischen Archivierung und kuratorischen Praxis.

Heute beherbergt das NMM die größte militärische Sammlung der Niederlande, die über 300.000 Objekte umfasst. Diese beeindruckende Vielfalt reicht von archäologischen Artefakten wie steinzeitlichen Speerspitzen bis hin zu modernsten Großgeräten der Gegenwart wie Kampfjets. Die Verwaltung und Erhaltung der nicht ausgestellten Bestände, einschließlich kilometerlanger Bücher, Gemälde, Drucke, Fotos, Kleidung und Feuerwaffen, erfolgt in einem großzügigen Depot, das auch das Wissens- und Informationszentrum beherbergt (derzeit temporär geschlossen).

Der Standort Vliegbasis Soesterberg


Die Wahl des Standorts in Soesterberg ist von tiefgreifender historischer Signifikanz. Das Museum wurde auf dem Gelände der ehemaligen Vliegbasis Soesterberg errichtet. Dadurch ist das NMM physisch in die Luftfahrtgeschichte des Landes eingebettet, was eine direkte Verbindung zum früheren Militaire Luchtvaartmuseum herstellt. Die Nutzung dieses historischen Geländes ermöglicht es dem Museum, die Geschichte des Fliegerhorsts aktiv in die Besucherführung einzubinden. Vom Aussichtspunkt im 6. Stock des Museumsgebäudes können Besucher den Blick über den ehemaligen Fliegerhorst schweifen lassen.

Die Standortentscheidung, die Heeres- und Luftfahrtgeschichte auf einem ehemaligen Luftwaffenstützpunkt zu vereinen, schafft eine bewusste Spannung und einen Kontrast, der durch die moderne Architektur erfolgreich aufgelöst wird. Das Gebäude dient als neutraler, aber historisch relevanter Rahmen für die gesamte Militärgeschichte.

Rolle der Stiftungen


Die Kontinuität der Sammlungsunterstützung wurde durch die Konsolidierung der Freundesstiftungen beider Vorgängermuseen gewährleistet. Die daraus resultierende neue Freundesstiftung vereint rund 1600 Spender. Das zentrale Ziel dieser Stiftung ist die aktive Unterstützung des NMM beim Erwerb und vor allem beim Erhalt von Sammlungsgütern, insbesondere aus den Bereichen Heer und militärische Luftfahrt. Dies unterstreicht die private wie öffentliche Verpflichtung zur Bewahrung dieses umfassenden nationalen Erbes.

Der Architektonische Rahmen


Das NMM ist nicht nur ein Museum, sondern eine architektonische Meisterleistung, deren Design und technische Umsetzung direkt durch die Herausforderungen seiner monumentalen Sammlung definiert wurden. Die Notwendigkeit, schwerste militärische Großgeräte sicher und wirkungsvoll zu präsentieren, führte zu innovativen ingenieurtechnischen Lösungen, die das Gebäude selbst zu einem zentralen Exponat machen.

Designphilosophie und Architekten


Das Museum wurde von Felix Claus Dick van Wageningen Architecten entworfen. Die Grundidee des Designs war es, ein modernes "Arsenal" zu schaffen. Dieser Begriff, der historisch einen Ort der Herstellung, Lagerung und Ausstellung von Waffen bezeichnet, wird hier architektonisch neu interpretiert. Der Entwurf zielt darauf ab, die gesamte Sammlung von Großgeräten auf einer Brutto-Grundfläche (BVO) von 30.000 m² unter einem einzigen, schützenden Dach zu vereinen und sie als die Hauptakteure der historischen Erzählung zu inszenieren.


Die Ingenieurskunst des Daches


Das spektakulärste und ingenieurtechnisch anspruchsvollste Merkmal des Museums ist sein Dach, dessen Fläche der Größe von vier Fußballfeldern entspricht.

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Die technische Herausforderung bestand darin, eine Dachkonstruktion zu realisieren, die sowohl die gesamte technische Infrastruktur des Gebäudes verbirgt als auch die extremen Lasten der ausgestellten Großflugzeuge tragen konnte, während gleichzeitig Spannweiten von bis zu 85 Metern überbrückt werden mussten. Hierfür entwarf ABT Consulting Engineers in Zusammenarbeit mit den Architekten einen dreidimensionalen Stahlträgerrost.

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Um die Konstruktion so leicht und effizient wie möglich zu gestalten – ein Muss für die Affordabilität, die Nachhaltigkeit und die Reduzierung der CO2-Emissionen des Projekts – entwickelte ABT eine spezielle Software, das sogenannte 'Optimization Toolkit'. Dieses Tool ermöglichte die Berechnung der optimalsten Struktur unter Berücksichtigung von 72 verschiedenen Last- und Aufhängungskombinationen. Die Anwendung dieser Technologie führte zu einer signifikanten Gewichtsreduktion des Stahldaches von anfänglichen 100 Kilogramm pro Quadratmeter auf nur noch 60 Kilogramm pro Quadratmeter. Die herausragende Ingenieursleistung dieses Stahlbaus wurde 2016 mit dem Nationalen Stahlpreis in der Kategorie Nutzbauten anerkannt.

Fundament und Aufhängung der Großexponate


Die Präsentation der schweren militärischen Gerätschaften stellte auch besondere Anforderungen an den Boden. Um schweren Punktlasten, wie sie beispielsweise durch den 60 Tonnen schweren Leopard 2A6 Kampfpanzer verursacht werden, standzuhalten, musste ein spezieller Hybridbetonboden entwickelt werden. Dieser Boden wurde dünn, aber extrem fest und steif konzipiert, realisiert durch eine Kombination aus Bewehrungsmatten und einer mit Stahlfasern angereicherten Betonmischung.

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Besonders komplex war die Aufhängung der Luftfahrzeuge. Flugzeuge, von denen einige über 10 Tonnen wiegen, sollten in dynamischen Flugpositionen von der Decke hängen. Das Aufhängungssystem, das ausgeklügelte Befestigungspunkte, Stahlseile und spezielle Ingenieursarbeit erforderte, wurde parallel zur Dachkonstruktion entwickelt und montiert. Die Notwendigkeit, diese massiven Objekte in der Schwebe zu halten, ist der primäre Motor für die technischen Innovationen, die das gesamte Gebäude prägen.

Der Fokus auf Nachhaltigkeit wird durch die Installation von 3.240 Solarpaneelen auf der Dachstruktur weiter unterstrichen, die jährlich 753 MW Strom erzeugen.

Tabelle 1: Architektonische und Technische Kennzahlen des NMM

Merkmal

Spezifikation

Architektonische Relevanz

Architekten

Felix Claus Dick van Wageningen Architecten

Entwurf eines modernen Arsenals

Brutto-Grundfläche (BVO)

30.000 

Ermöglicht massive Ausstellungshallen

Dachkonstruktion

Dreidimensionaler Stahlträgerrost

Gewinner des Nationalen Stahlpreises 2016

Gewichtsoptimierung Dach

Reduktion auf 60  (von 100 )

Erhöhte Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz

Nachhaltigkeit

3.240 Solarpaneele

Erzeugung von 753 MW pro Jahr



Die Dauerausstellung


Der kuratorische Ansatz des NMM verfolgt einen dynamischen Weg, der chronologische Geschichte mit hochgradig interaktiven, emotionalen Themenwelten verbindet, um ein breites Publikum anzusprechen.

Die Erzählstruktur und das Arsenal


Die Dauerausstellung des NMM gliedert sich thematisch in fünf interaktive Bereiche. Die Besucher werden durch die Geschichte der niederländischen Streitkräfte geleitet, wobei sie den gelben Pfeilen folgen, die den Weg durch die chronologische und thematische Struktur weisen.

Der Kernbereich der Ausstellung ist das Arsenal. Die Zeitreise beginnt hier im Spätmittelalter um 1300. In dieser Halle werden die zentralen Großexponate des Heeres und der Luftfahrt zusammengeführt: historische Waffen, Kanonen, Tanks, gepanzerte Fahrzeuge und natürlich die Flugzeuge, die von der Decke hängen. Diese Struktur ermöglicht es den Besuchern, die Entwicklung der Militärtechnologie über Jahrhunderte hinweg im direkten Vergleich zu erleben.

Die Schatzkammer (Schatkamer)


Ein besonderer Schwerpunkt für Kulturliebhaber ist die stimmungsvolle Schatkamer (Schatzkammer). Dieser Bereich beherbergt feine Artefakte, darunter alte Gemälde, klassische Waffen und andere bedeutende nationale Militärschätze. Die Schatzkammer dient als Kontrastpunkt zur überwiegend technischen Ausstellung des Arsenals und beleuchtet die kunstgeschichtliche und repräsentative Seite der militärischen Historie.

Zudem befindet sich das Museum in einer Phase der kontinuierlichen Entwicklung. Die angekündigte Arsenal Renewal (Erneuerung des Arsenals) zielt darauf ab, neue Objekte und Geschichten zu integrieren. Phase 2 dieser Erneuerung sollte bis Ende 2024 abgeschlossen sein, und das spezielle Marechaussee Cabinet soll ab Januar 2025 für Besucher zugänglich sein, was die Dynamik der kuratorischen Arbeit unterstreicht.

Multimediale und Immersive Erlebnisse (Xperiences)


Das NMM hat sich der emotionalen und personenzentrierten Geschichtsvermittlung verschrieben, was sich in einer Reihe von immersiven Erlebnissen manifestiert.

De Klas van '45 Xperience


Eine der herausragenden interaktiven Installationen ist die Klasse von '45 Xperience. Diese immersive Ausstellung lässt Besucher den Zweiten Weltkrieg durch die Augen von fünf Schulkindern (Cor, Jack, Frits, Corrie und Ad) erleben. Besucher wandeln durch detailreich dekorierte Szenen aus dem Leben der Kinder und erleben deren wahre Geschichten und Emotionen hautnah, als wären sie selbst anwesend. Die Erfahrung dauert etwa 30 Minuten und wird ab einem Alter von 9 Jahren empfohlen. Sie wird in Niederländisch, Englisch und Gebärdensprache angeboten.

Virtuelle Touren


Darüber hinaus nutzt das Museum virtuelle Angebote, um die Zugänglichkeit zu erweitern. Ein Beispiel ist die virtuelle Tour Hij of ik (Er oder Ich), die den Kampf um die Befreiung Europas aus der Perspektive eines kanadischen und eines deutschen Soldaten darstellt. Diese multimedialen Formate zeigen den pädagogischen Wandel hin zu hochgradig involvierenden und emotionalen Darstellungsformen, die über die reine Objektdarstellung hinausgehen.


Die Luftfahrtsammlung


Die Luftfahrtsammlung bildet das spektakuläre Zentrum des NMM, das Erbe des ehemaligen Militärluftfahrtmuseums fortführend. Die Integration dieser Exponate in die zentrale Halle des Arsenals, ermöglicht durch die innovative Architektur, ist die herausragende visuelle Attraktion.

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Im Arsenal sind insgesamt neunzehn Flugzeuge und Hubschrauber ausgestellt. Ein Großteil dieser Maschinen hängt in speziellen Flugpositionen von der Decke, eine Leistung, die nur durch die massive und hochtechnologische Dachkonstruktion realisiert werden konnte. Diese Präsentation soll den Eindruck erwecken, die Besucher könnten "ihnen beim Fliegen zusehen".

Historischer Überblick der Exponate


Die Sammlung liefert einen umfassenden Überblick über die Entwicklung der niederländischen Militärluftfahrt von den frühen Propellerflugzeugen bis zu den modernen Jets. Die ausgestellten Modelle umfassen:
  • Zweiter Weltkrieg und Propeller-Ära: Die legendäre Supermarine Spitfire, die North American P-51D Mustang, die Douglas C-47, der schwere Bomber North American B-25 Mitchell und V1 Flugkörper.
  • Frühes Jet-Zeitalter und Kalter Krieg: Flugzeuge wie die Hawker Hunter, die Republic F-84F Thunderstreak und die NAA F-86F Sabre, welche die Frühzeit der Jet-Technologie markieren.
  • Moderne Ära und Überschall: Wichtige Kampfjets wie die Lockheed F-104 Starfighter, die Convair F-102A Delta Dagger und die General Dynamics F-16 Fighting Falcon, die die moderne Ära der Koninklijke Luchtmacht (KLu) prägten.
  • Spezial- und Unterstützungsflugzeuge: Die Sammlung beinhaltet auch wichtige Spezialmaschinen, darunter das Flugboot Dornier Do 24, der Seeaufklärer Breguet Atlantic und der leichte Hubschrauber Bölkow BO 105.

Kuratorische Perspektive und Sammlungsstrategie


Obwohl die Ausstellung das Kernerbe der militärischen Luftfahrt brillant darstellt, werden auch Sammlungsstrategien sichtbar. Fachkreise bemerken das derzeitige Fehlen rein niederländischer Entwicklungen wie des ersten in den Niederlanden entwickelten Jet-Trainers Fokker S. 14 Machtrainer. Die Nennung dieser Lücken deutet auf einen aktiven Akquisitionsplan hin, der darauf abzielt, das nationale Luftfahrterbe weiter zu vervollständigen und die einzigartige Rolle der Niederlande in der Luftfahrtentwicklung zu betonen.

Tabelle 2: Ausgewählte Flugzeuge des NMM Arsenals und ihre Rolle

Flugzeugtyp

Rolle/Ära

Bedeutung für die Niederlande

General Dynamics F-16

Jagdbomber/Kalter Krieg bis heute

Hauptpfeiler der KLu, mehr als 50 Jahre im Einsatz

Supermarine Spitfire

Jagdflugzeug/WWII & Nachkrieg

Symbol des Widerstands; Einsatz durch niederländische Piloten in der RAF

Fokker D.XXI

Jagdflugzeug/Vorkriegszeit & WWII

Rückgrat der KLu vor 1940; bekannt für gute Manövrierfähigkeit

Dornier Do 24

Flugboot/WWII & Nachkrieg

Zentrales Flugzeug des Marine Luchtvaartdienst (MLD) in Niederländisch-Ostindien

Lockheed F-104 Starfighter

Abfangjäger/Kalter Krieg

Wichtiges Überschall-Standardflugzeug der KLu

Douglas C-47

Transportflugzeug/WWII & Nachkrieg

Essentiell für Logistik, Transport und Luftbrücken


Spezialexponate der Luftfahrt


Eine vertiefte Betrachtung der bedeutendsten Flugzeugtypen im NMM beleuchtet deren spezifische historische Rolle im Kontext der niederländischen Streitkräfte.

Die Supermarine Spitfire: Symbol des Widerstands


Die Supermarine Spitfire, die im Arsenal ausgestellt ist, steht symbolisch für den niederländischen Widerstand während des Zweiten Weltkriegs und den Wiederaufbau der Luftstreitkräfte. Obwohl die Niederlande schnell von Deutschland besetzt wurden, dienten zahlreiche niederländische Piloten in RAF-Squadrons.

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Eine Besonderheit der niederländischen Verbindung liegt in den sogenannten 'Presentation' Spitfires. Diese wurden oft durch Spenden finanziert und trugen, obwohl sie englische Registrierungen der RAF führten, häufig niederländische oder indische Namen. Gelegentlich wurden diese Flugzeuge mit einem kleinen orangefarbenen Dreieck unter dem Cockpit versehen, was die sichtbare Verbindung zwischen der Exilregierung, der Kolonie und der Kriegsanstrengung herstellte.12 Nach dem Krieg, ab Juni 1946, bildete die Spitfire das Rückgrat der Jachtvliegschool (JVS) auf dem Fliegerhorst Twenthe, wo sie zur Ausbildung der ersten Nachkriegsgeneration der Königlich Niederländischen Luftwaffe eingesetzt wurde.

Die Dornier Do 24: Das fliegende Boot der MLD


Die Dornier Do 24 gilt als eines der erfolgreichsten Wasserflugzeuge seiner Zeit und spielte eine unverzichtbare Rolle für den Marine Luchtvaartdienst (MLD). Sie war insbesondere für Aufklärungs- und Rettungsmissionen in Niederländisch-Ostindien von zentraler Bedeutung.

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Das im NMM ausgestellte Exemplar, eine Dornier Do 24T-3 (Seriennummer 3387), ist eine Leihgabe aus Hendon. Es handelt sich ursprünglich um ein Flugzeug, das in Spanien verwendet wurde. Für die Ausstellung wurde es jedoch akribisch in den Farben und mit der Registrierung "X-24" des MLD lackiert. Dieser kuratorische Ansatz verdeutlicht eine wichtige Herausforderung der Sammlungsbewahrung: Da authentische, im niederländischen Dienst verwendete Exemplare oft verloren gingen (beispielsweise durch Versenkung, wie die Do 24K-1 X-1 im Jahr 1942 14), muss die historische Rolle manchmal durch ein surrogates, aber präzise rekonstruiertes Exponat vermittelt werden. Der Fokus liegt somit auf der Darstellung der historischen Funktion und des nationalen Bezugs.

Die Fokker D.XXI: Der manövrierfähige Jäger


Die Fokker D.XXI war ein Jagdflugzeug des niederländischen Herstellers Fokker aus dem Jahr 1936. Das Flugzeug wurde ursprünglich für den Einsatz bei den Truppen in Niederländisch-Indien konzipiert, die Bestellung für die Kolonie wurde jedoch storniert. Stattdessen wurden 36 Maschinen für den Einsatz im Inland bestellt. Die D.XXI bildete zu dieser Zeit, zusammen mit der Fokker G.I, das Rückgrat der niederländischen Luftstreitkräfte.

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Beim Angriff der Wehrmacht auf die Niederlande im Mai 1940 waren 28 D.XXI einsatzfähig. Obwohl sie in der Höchstgeschwindigkeit (460 km/h) der deutschen Messerschmitt Bf 109 unterlegen war, galt die D.XXI im Luftkampf als ernstzunehmender Gegner, was auf ihre gute Manövrierfähigkeit zurückzuführen war. Alle in den Niederlanden eingesetzten Maschinen gingen während des Westfeldzugs verloren. Das im Museum ausgestellte Flugzeug ist ein erhaltenes Exemplar dieses wichtigen Vorkriegsjägers.

Die General Dynamics F-16 Fighting Falcon


Die General Dynamics F-16 Fighting Falcon ist die technologische Ikone der modernen Königlich Niederländischen Luftwaffe. Das Flugzeug war über fünf Jahrzehnte lang das primäre Kampfflugzeug der KLu und prägte die niederländische Luftverteidigung und internationale Einsätze maßgeblich.

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Die Darstellung der F-16 im NMM markiert einen paradigmatischen Wandel in der Geschichtsvermittlung. Die ehemalige Sonderausstellung F-16: 50 YEARS FAST FORWARD (bis Januar 2024, nun virtuell verfügbar) veranschaulichte dies. Herzstück war eine echte F-16 (die J-248), die von einer 40 Meter langen und 4 Meter hohen Leinwand umgeben war. Auf dieser Leinwand wurde ein Film projiziert, der die Perspektive des Piloten simulierte. Besucher konnten nachempfinden, wie es sich anfühlt, durch enge Canyons zu jagen, Schleifen über dem Meer zu fliegen und G-Kräfte zu erleben, wenn die Schallmauer durchbrochen wird.

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Diese F-16 Xperience transformierte die statische Ausstellung des physischen Artefakts in eine immersive Simulation der operationalen Geschichte, die technische Details mit den persönlichen Abenteuern der Piloten verband. Das Museum nutzt damit gezielt Multimedialität, um die Komplexität und die physischen Aspekte moderner Militärtechnologie zu vermitteln.


Die Landstreitkräfte


Das NMM bietet über die spektakuläre Flugzeugsammlung hinaus eine Fülle an bedeutenden Exponaten der Landstreitkräfte sowie hochmoderne interaktive Erlebnisse, die die museale Relevanz für alle Altersgruppen sichern.

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Die Ausstellung der Landstreitkräfte ist ebenso beeindruckend und umfasst eine breite Palette an Fahrzeugen, die die technische Entwicklung des Heeres dokumentieren. Das schwerste Sammlungsobjekt des NMM ist der Kampfpanzer Leopard 2A6, ein imposantes Exponat aus sechzig Tonnen Stahl. Die Präsenz dieses modernen Hauptkampfpanzers in der zentralen Halle beweist die architektonische Fähigkeit des Hybridbodens, extremen Punktbelastungen standzuhalten.

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Die Sammlung im Arsenal umfasst zahlreiche weitere Landfahrzeuge und Artillerie, von Kanonen und gepanzerten Fahrzeugen bis hin zu unerwarteten Objekten wie einem historischen Klappfahrrad. Historische Militärfahrzeuge wie der M578 Recovery Vehicle und der Leopard 1V wurden zudem bei speziellen Vorführungen in der Arena gesichtet. 

Outdoor-Aktivitäten auf der ehemaligen Basis


Die geografische Lage des NMM auf dem weitläufigen Gelände des Parks Vliegbasis Soesterberg ermöglicht eine Reihe von dynamischen Outdoor-Aktivitäten. Während der Saison (typischerweise April bis Ende Oktober) sowie in den Schulferien werden Aktivitäten angeboten, die militärische Geschichte physisch erlebbar machen.

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Besucher haben die Möglichkeit, in militärischen Kettenfahrzeugen mitzufahren, beispielsweise im M688 Amphibienfahrzeug oder einem M3A1 Spähwagen aus dem Zweiten Weltkrieg. Diese Fahrten durch die Tank-Arena sind bewusst "ruhig" (wobei auf die ruckartigen Bewegungen hingewiesen wird) und bieten ein einzigartiges Gefühl für die Handhabung dieser Maschinen. Für kleinere Kinder werden zusätzlich Mini-Jeep-Fahrten angeboten.

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Das Gelände bietet außerdem die Möglichkeit, das historische Areal durch ausgeschilderte Wanderwege entlang des Munitionsparks oder zum Landgut De Paltz zu erkunden.

Unser Fazit


Das Nationaal Militair Museum in Soesterberg hat sich seit seiner Gründung durch die Fusion des Heeres- und Luftfahrtmuseums als die zentrale nationale Instanz für die niederländische Militärgeschichte etabliert. Die museale Bedeutung des NMM geht weit über die reine Archivierung von Artefakten hinaus; es präsentiert sich als ein lebendiger Ort der Geschichtsvermittlung, der durch die Synergie von hochmoderner Architektur, technischer Präzision und einem diversifizierten kuratorischen Konzept besticht.

Die architektonische Gestaltung, insbesondere das preisgekrönte Arsenal, ist eine direkte Antwort auf die extremen Anforderungen der Sammlung. Die Notwendigkeit, Großgeräte wie den 60-Tonnen-Leopard 2A6 Panzer und 19 schwere Flugzeuge sicher auszustellen, hat innovative ingenieurtechnische Lösungen (wie das gewichtsoptimierte Dach und den Hybridboden) hervorgebracht. Diese architektonische Notwendigkeit hat zu einer preisgekrönten und nachhaltigen Struktur geführt, die das Museum zu einem Vorbild für Großbauprojekte im Kulturbereich macht.

In Bezug auf die Luftfahrtsammlung ist festzustellen, dass das NMM die Geschichte der Königlich Niederländischen Luftwaffe von den frühen Propellermaschinen (hervorgehoben durch die Fokker D.XXI) bis zu den modernen Jet-Ikonen wie der F-16 Fighting Falcon umfassend darstellt. Kuratorisch wird großer Wert auf die Vermittlung der historischen Rolle gelegt, wie die Darstellung der Dornier Do 24 im MLD-Schema verdeutlicht, selbst wenn das physische Exponat ein Surrogat darstellt. Die Weiterentwicklung der Ausstellungen, wie die immersive Simulation der F-16, zeigt den Trend, das Artefakt als Kernstück einer interaktiven, erfahrungsbasierten Geschichtsvermittlung zu nutzen, weg von der statischen Betrachtung.

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