Die Verwendung von Farben bei der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg.
Das Reichsluftfahrtministerium (RLM) spielte während des Zweiten Weltkriegs eine zentrale Rolle bei der Standardisierung der Farben, die von der Luftwaffe für ihre Flugzeuge verwendet wurden. Diese Normierung war von entscheidender Bedeutung für logistische Abläufe, die Erkennung von Flugzeugen und die Effektivität der Tarnanstriche. Einheitliche Farbpaletten erleichterten die Wartung und Reparatur von Flugzeugen in verschiedenen Produktionsstätten und Einsatzorten. Darüber hinaus trug die Standardisierung dazu bei, Verwechslungen im Luftkampf zu vermeiden und die Tarnung der Flugzeuge an die jeweiligen Einsatzumgebungen anzupassen.
Für Modellbauer, die eine hohe historische Genauigkeit anstreben ist die korrekte Wiedergabe der damaligen Farbtöne von großer Bedeutung. Die präzise Kenntnis der RLM-Farbpalette ermöglicht es, Flugzeugmodelle authentisch zu gestalten.
Die Erstellung einer exakten Übereinstimmung zwischen historischen RLM-Farben und modernen Modellfarben stellt jedoch eine komplexe Aufgabe dar. Das RLM-System entwickelte sich im Laufe des Krieges weiter, und die genauen Farbtöne konnten aufgrund von Schwankungen in der Produktion und der Verfügbarkeit von Rohstoffen variieren. Zudem beeinflussen Faktoren wie Verwitterung und die individuelle Wahrnehmung von Farben die Interpretation historischer Farbangaben. Dieser Bericht berücksichtigt diese Herausforderungen und bietet so präzise wie möglich Entsprechungen und Mischungs-verhältnisse für Revell Aqua Color Farben.
Die Entstehung und Entwicklung des RLM-Farbsystems
Unter der Führung von Hermann Göring wurde das RLM-Farbsystem ins Leben gerufen, um eine einheitliche Farbgebung für die Flugzeuge der Luftwaffe zu gewährleisten. Anfänglich umfassten die Vorschriften eine begrenzte Palette von Farben, die hauptsächlich für Tarnanstriche verwendet wurden. Frühe Tarnschemen, wie beispielsweise RLM 70/71 auf den Oberseiten und RLM 65 auf den Unterseiten, waren charakteristisch für die ersten Kriegsjahre.
Im Laufe des Krieges wurden die Tarnschemen und Farbvorschriften jedoch kontinuierlich weiterentwickelt, getrieben durch operative Erfahrungen und sich ändernde taktische Anforderungen. Eine bedeutende Überarbeitung erfolgte im November 1941 mit der Revision der L. Dv. 521/1, die das Tarnschema RLM 74/75 auf den Oberseiten und RLM 76 auf den Unterseiten für Tagjäger einführte. Im Juli 1944 wurden dann die Farben RLM 81 und 82 als Ersatz für RLM 74 und 75 festgelegt.
Auch spezifische Einsatzgebiete beeinflussten die Farbwahl. So führte der Einsatz in Nordafrika zur Einführung von Farben wie RLM 79 für die Oberseiten und RLM 78 für die Unterseiten, wobei RLM 80 zur Fleckentarnung verwendet wurde. Bereits vor dem Krieg existierten Farbschemata wie RLM 61/62/63, die jedoch später für landgestützte Kampfflugzeuge nicht mehr verwendet werden sollten.
In den späteren Kriegsjahren wirkten sich Materialengpässe auf die Farbgebung aus. Bestimmte Farben wie RLM 65, 70, 71 und 74 sollten nicht mehr verwendet werden, und vorhandene Restbestände sollten aufgebraucht werden, indem man sie teilweise mit neueren Farben wie RLM 81 und 82 mischte. Diese Veränderungen und die Ausphasung bestimmter Farbtöne wurden in den Sammelmitteilungen von 1944 detailliert beschrieben. Die anfängliche dunkle, erdgebundene Tarnung wich mit fortschreitendem Krieg helleren Grautönen für Jäger, was die veränderten Bedingungen des Luftkampfes widerspiegelte. Die Erfahrungen aus dem Einsatz in Polen hatten bereits gezeigt, dass die ursprünglichen dunklen Grüntöne nicht die effektivste Tarnung in der Luft darstellten. Die Umstellung auf hellere Farben wie RLM 02 erfolgte als Reaktion auf diese Erkenntnisse. Die detaillierte Chronologie der Farbänderungen ermöglicht es Historikern und Modellbauern, das ungefähre Produktionsdatum oder die Umlackierung von Flugzeugen anhand ihrer Farbschemata zu bestimmen. Die späten Anweisungen zur Mischung von Restbeständen älterer Farben mit neueren Farbtönen verdeutlichen die angespannte Ressourcenlage Deutschlands gegen Ende des Krieges.
Umfassende Liste der Luftwaffe RLM Farben und Revell Aqua Color Entsprechungen
Im Folgenden wird eine detaillierte Auflistung der RLM-Farben mit ihren entsprechenden Revell Aqua Color Entsprechungen oder vorgeschlagenen Mischungsverhältnissen präsentiert.
Es ist zu beachten, dass diese Tabelle allgemein anerkannte Entsprechungen basierend auf den verfügbaren Informationen darstellt. Individuelle Farbvariationen können existieren, und Modellbauer bevorzugen möglicherweise leicht abweichende Farbtöne. Es wird empfohlen, die Farben und Mischungen zunächst auf Testmaterial aufzutragen, bevor sie auf dem Modell verwendet werden. Die Konsistenz der Revell-Entsprechungen über verschiedene Quellen hinweg deutet auf eine gewisse Übereinstimmung in der Modellbau-Community für viele RLM-Farben hin. Für weniger gebräuchliche oder späte Kriegsfarben sind direkte Entsprechungen seltener, was das Mischen erforderlich macht. Die späte Einstellung bestimmter RLM-Farben trug wahrscheinlich zur Entstehung inoffizieller Farben wie RLM 84 bei, da die Einheiten im Feld improvisieren mussten. Die Tabelle dient als wertvolle praktische Ressource für Modellbauer, und die Hinweise zur Anwendung und zum Nutzungszeitraum unterstützen die historische Genauigkeit. Die Kennzeichnung kontroverser Farben wie RLM 83 verdeutlicht die laufenden Forschungsarbeiten und Debatten in diesem Bereich.
Tarnschemen und Farbkombinationen
Die Luftwaffe verwendete eine Vielzahl von Tarnschemen, die je nach Flugzeugtyp und Einsatzzeitraum variierten. In der frühen Kriegsphase, während der Schlacht um England, waren die Oberseiten der Flugzeuge typischerweise in einem Splittermuster aus RLM 70 und 71 gehalten, während die Unterseiten in RLM 65 lackiert waren. Mitte des Krieges, etwa von 1941 bis 1944, wiesen Tagjäger üblicherweise ein Tarnmuster aus RLM 74 und 75 auf den Oberseiten und RLM 76 auf den Unterseiten auf. Bomber behielten oft die frühere Kombination aus RLM 70/71 über RLM 65 bei. In den späten Kriegsjahren, von 1944 bis 1945, wurden zunehmend die Farben RLM 81 und 82 auf den Oberseiten in Kombination mit RLM 76 auf den Unterseiten verwendet.
Nachtjäger waren anfangs oft vollständig in RLM 22 (Schwarz) lackiert, später kamen Muster aus RLM 75 und 76 oder RLM 77 hinzu. Für Flugzeuge, die im tropischen Klima Nordafrikas und des Mittelmeerraums eingesetzt wurden, kamen Tarnanstriche mit RLM 79 auf den Oberseiten, oft mit Flecken aus RLM 80, und RLM 78 auf den Unterseiten zur Anwendung. Seeflugzeuge wiesen Tarnschemen auf, die RLM 72 und 73 auf den Oberseiten und RLM 65 auf den Unterseiten umfassten. Späte maritime Flugzeuge könnten auch RLM 83 in Dunkelblau verwendet haben.
Es ist wichtig zu betonen, dass es sich hierbei um allgemeine Richtlinien handelte und Abweichungen aufgrund von Unterschieden in den Produktionsstätten, Modifikationen im Feld und der Dezentralisierung der Produktion im späteren Kriegsverlauf auftraten. Häufig wurde auch eine Fleckentarnung (oft in den Farben RLM 02, 70, 71 oder 75) an den Rumpfseiten zur zusätzlichen Tarnung angebracht. Für winterliche Bedingungen kam oft eine temporäre Weißwäsche über die bestehenden Tarnanstriche zum Einsatz. Die Verlagerung von grünen Tarnanstrichen in den frühen Kriegsjahren zu graubasierten Schemen für Jäger in der mittleren Kriegsphase spiegelte eine Veränderung der Luftkampftaktiken und die wachsende Bedeutung der Luftherrschaft wider. Die spezifischen Einsatzumgebungen der Flugzeuge bestimmten maßgeblich die verwendeten Tarnfarben, um die bestmögliche Tarnung zu gewährleisten. Das Verständnis der typischen Farbkombinationen für verschiedene Flugzeugtypen und Zeiträume ist für Modellbauer, die historische Genauigkeit anstreben, unerlässlich. Die Erwähnung von Variationen verdeutlicht, dass eine absolute "perfekte" Genauigkeit schwer zu erreichen ist und ermutigt zur Recherche spezifischer Flugzeuge.
Gängige Tarnschemen der Luftwaffe und Farbkombinationen
Die in dieser Tabelle dargestellten Informationen bieten eine schnelle Übersicht über die typischen Farbkombinationen für verschiedene Flugzeugtypen und Einsatzzeiten. Es ist jedoch zu beachten, dass dies allgemeine Richtlinien sind und im Einzelfall Abweichungen möglich waren.
Herausforderungen bei der Erzielung genauer Farbübereinstimmungen
Die perfekte Nachbildung historischer RLM-Farben mit modernen Modellfarben ist mit einigen Herausforderungen verbunden. Mehrere Faktoren tragen zu diesen Schwierigkeiten bei.
Erstens gab es bereits bei den Originalfarben während des Krieges Schwankungen aufgrund von Unterschieden in der Verfügbarkeit von Pigmenten und den Herstellungsprozessen, insbesondere als die Ressourcen knapper wurden. So konnte das RLM ab 1944 keine garantierten Farbtöne mehr gewährleisten. Auch innerhalb offizieller Farben wie RLM 81 gab es Variationen.
Zweitens beeinflussten Verwitterung und Ausbleichen durch Sonneneinstrahlung, Regen und den operationellen Einsatz die Farbe von Flugzeuglackierungen im Laufe der Zeit.
Drittens ist die menschliche Farbwahrnehmung subjektiv, und die Wiedergabe von Farben auf Computermonitoren und in gedruckten Materialien ist begrenzt.
Viertens gibt es keine Modellfarbenreihe, die alle historischen Farben perfekt abdeckt, was zu Annäherungen und fortlaufenden Debatten über die Genauigkeit von Umrechnungstabellen führt. Die Diskussionen und unterschiedlichen Meinungen über Revell-RLM-Entsprechungen verdeutlichen dies.
Fünftens bestehen unter Forschern und Modellbauern fortlaufende Diskussionen und unterschiedliche Interpretationen bezüglich der exakten Farbtöne bestimmter RLM-Farben, insbesondere der späten Kriegsfarben wie RLM 83 und RLM 84. Die Kontroverse um RLM 83 ist ein deutliches Beispiel hierfür.
Zur einfacheren Suche nach Farbübereinstimmungen und Mischanleitungen haben wir einen Interaktiven RLM Farbfinder der euch bei der Suche in Revells Aqua Color Serie unterstützen kann.
Angesichts dieser Herausforderungen ist es wichtig, zuverlässige Quellen wie Original-RLM-Dokumente und angesehene Farbmusterkarten zu konsultieren. Die Veränderungen zwischen den RLM-Farbkarten von 1938 und 1941 sowie der Wert von Merrick & Kiroffs Farbmustern unterstreichen die Notwendigkeit, fundierte Referenzen zu nutzen. Die Suche nach perfekter Farbgenauigkeit im historischen Modellbau ist oft ein fortlaufender Prozess, der von kontinuierlicher Forschung und sich entwickelndem Verständnis geprägt ist. Die Diskrepanzen und Debatten verdeutlichen die Komplexität der historischen Rekonstruktion. Die Materialengpässe im späten Kriegsverlauf führten direkt zu Inkonsistenzen in der Farbproduktion, was es unmöglich macht, für einige Farben einen einzigen, absolut "korrekten" Farbton zu definieren. Modellbauer sollten sich dieser Herausforderungen bewusst sein und die Farbabmusterung kritisch betrachten, mehrere Quellen konsultieren und verstehen, dass oft eine gewisse Annäherung notwendig ist. Der Fokus sollte auf einem visuell plausiblen und historisch informierten Ergebnis liegen, anstatt auf einer unerreichbaren perfekten Übereinstimmung.
Im zweiten Teil widmen wir uns der RLM-Farbgebung für Innenräume der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg.





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